Klimabilanz

Schauen wir zurück zum Jahr 2019 stellen wir fest, dass im Vergleich zum Ausgangsjahr 1990 das Reduktionsziel von 40% im Bereich Gebäude erreicht wurde. Im Bereich Mobilität hingegen wurde das Ziel bei Weitem verfehlt. Da Gebäude den größeren Anteil der Treibhausgas-Emissionen ausmachen, liegt unsere »Klimabilanz im Mittel aber bei knapp 40%.

Unterschiedliche Gebäudetypen verursachen unterschiedlich hohe Treibhausgas-Emissionen. Kitas werden beispielsweise am intensivsten genutzt und verbrauchen somit die meiste Energie. Kirchen sind unsere größten und ineffizientesten Gebäude und belegen Platz zwei. Darauf folgen Gemeindehäuser, Pfarrhäuser und sonstige Immobilien.

Die Inhalte dieser Seite finden Sie auch im »Bilanz- und Impulspapier EKvW klimaneutral 2040

Definitionsrahmen: Die Klimabilanz 2019 bezieht sich ausschließlich auf die Teilbereiche Gebäude und Mobilität. Die Bereiche Beschaffung und Kirchenland wurden nicht bilanziert. Die Gebäudebilanz umfasst die äquivalenten CO2-Emissionen des Wärme- und Stromverbrauchs von Gebäuden der Kirchengemeinden der EKvW. Berücksichtigt ist zudem die Reduzierung des Gebäudebestandes und der ins Stromnetz eingespeiste Strom von PV-Anlagen in Kirchenbesitz. Die Daten für den Wärmebedarf sind witterungsbereinigt. Die verschiedenen Energieträger (Heizöl, Erdgas und Strom) werden mit den spezifischen CO2-Emissionsfaktoren aus dem Gebäudeenergiegesetz 2020 unterschiedlich gewichtet. Zudem wurden die äquivalenten CO2-Emissionen im Bereich Mobilität aller Beschäftigten der EKvW berücksichtigt. Bilanziert wurden die Wege zwischen Wohn- und Arbeitsstätte und Dienstfahrten.

Methodik: Die Aktualisierung der Klimabilanz wurde vom e&u energiebüro gmbh nach der gleichen Methode durchgeführt, wie die erste Bilanzierung des Jahres 2009. Das Jahr 2009 bildet, zusammen mit den Werten von 1990, die Grundlage für die Bilanzierung des Jahres 2019. Das Energiebüro befragte Kirchengemeinden über Ihren Gebäudebestand; Kirchenkreise und Landeskirche wurden dabei nicht berücksichtigt. Insgesamt beteiligten sich 6,4 % der Kirchengemeinden an der Umfrage, etwa halb so viele wie 2009. Für die Bilanzierung der Beschäftigtenmobilität (Wege von der Wohnung zur Arbeitsstätte und zurück) wurde in drei repräsentativen Kirchenkreisen der Umsetzungsgrad der vorgeschlagenen Maßnahmen aus dem ersten Klimaschutzkonzept abgefragt. Mithilfe der ersten ausführlicheren Datenerhebung und der Entwicklung des Bundestrends konnte die Beschäftigtenmobilität der EKvW für das Jahr 2019 abgeschätzt werden. Zur Bilanzierung der Dienstreisen wurden die Reisekosten der Beschäftigten ausgewertet.

Schwerpunkte Gebäude-Umfrage:

  • Energiemanagement/Verantwortlichkeiten der Energiebewirtschaftung
  • Gebäudedaten bzgl. Verbrauch, Flächen und Baualter der Gebäude
  • baulicher Zustand der technischen Anlagen (Heizung, Warmwasser, Beleuchtung)
  • durchgeführte oder geplante Sanierungen

Gebäude

Strukturdaten: Seit 2009 ist die Anzahl der Kirchenmitglieder und Kirchengemeinden etwa doppelt so schnell gesunken, wie die Größe des kirchlichen Gebäudebestands. Die Altersstruktur der Gebäude hat sich hingegen nur unwesentlich verändert. Es ist davon auszugehen, dass es auch weiterhin kaum Neubautätigkeiten geben wird. Perspektivisch gehört es stattdessen zu den großen Herausforderungen für die Kirchengemeinden, den Gebäudebestand an die sinkende Nutzer*innenzahl anzupassen. Problematisch ist, dass es in der EKvW keine fortgeschriebene Statistik der Gesamtgebäude über alle Körperschaften gibt. Insbesondere die Gebäude der Kirchenkreise sowie der Landeskirche sind nur unzureichend bekannt.

Wärmeenergie: 35,4% Einsparungen seit 1990. In den Gebäuden der EKvW dominieren nach wie vor Heizungen mit fossilen Brennstoffen. Auch wenn seit 2009 der Anteil der Gas- und Ölheizungen in kirchlichen Gebäuden von 93% auf 86% gesunken ist und dafür Biomasse- und Fernwärmeheizungen neu hinzugekommen sind, bestehen bei der Umstellung der Wärmeversorgung nach wie vor beachtliche Einsparpotenziale.

Stromnutzung: Beim Stromverbrauch liegt die EKvW mit einer Reduktion von 63,3 % erheblich über dem Bundestrend. Hier ist insbesondere die Beleuchtungsart von Bedeutung. Der Anteil der ineffizienten Glüh- und Halogenlampen ist seit 2009 von 35 % auf 16 % gesunken. Der geringfügige Zubau von erneuerbaren Energien wirkt sich ebenfalls positiv auf die CO2-Einsparung aus. Nicht bilanziert, aber dennoch beachtlich, ist der hohe Zuwachs des Ökostrombezugs in Kirchengemeinden seit 2009.

Gesamtemissionen Gebäude: Im Gebäudebereich wurden seit 1990 43% CO2-Emissionen eingespart. Aus den erhobenen Gebäudedaten lässt sich mithilfe der spezifischen CO2-Faktoren der jeweiligen Energieträger der THG-Ausstoß der Gebäude berechnen, bei eingespeistem Strom erfolgt eine Gutschrift. Betrachtet man die THG-Emissionen der einzelnen Gebäudetypen, so sind Kindertagesstätten aufgrund ihrer großen Nutzflächen und ihrer langen Nutzungsdauer die größten Emittenten.

Mobilität

Beschäftigtenmobilität: Die Verkehrsmittelwahl der Beschäftigten der EKvW hat sich seit dem Jahr 2011 nur um wenige Prozentpunkte zu Gunsten des Fahrrads verschoben. Die Beschäftigten nutzen, im Vergleich zum Bundestrend, nur zu einem sehr geringen Anteil den Öffentlichen Verkehr. Dagegen sind der Fußgänger*innenanteil und der Fahrradanteil vergleichsweise hoch. Die Verkehrsleistung von 46.640.000 km (zurückgelegte Kilometer der Beschäftigten) ist seit 2011 fast unverändert geblieben, der motorisierte Individualverkehr bleibt mit 90% klar dominierend. Auch die Gesamtemissionen der Beschäftigtenmobilität von 12.860 t CO2 sind gegenüber 2011 nahezu unverändert geblieben. Bei einer gestiegenen Zahl der Mitarbeitenden ist die jährliche Pro-Kopf-Emission hingegen um 8% auf 564 kg CO2 gesunken.

Die Verkehrsleistung von 46.640.000 km (zurückgelegte Kilometer der Beschäftigten) ist seit 2011 fast unverändert geblieben, der motorisierte Individualverkehr bleibt mit 90% klar dominierend. Auch die Gesamtemissionen der Beschäftigten-mobilität von 12.860 t CO2 sind gegenüber 2011 nahezu unverändert geblieben. Bei einer gestiegenen Zahl der Mitarbeitenden ist die jährliche Pro-Kopf-Emission hingegen um 8% auf 564 kg CO2 gesunken.

Dienstfahrten: Die Verkehrsleistung von Dienstfahrten sind seit 2009 stark gestiegen – um etwa 30%. Die dienstliche Mobilität umfasst sämtliche Wege, die von Beschäftigten zur Durchführung von Dienstgeschäften zurückgelegt werden. Bei einem Anstieg der Zahl der Mitarbeitenden um 9% stieg diese auf gut 7.150.000 km, das entspricht knapp 2.100 t CO2. Auch bei der dienstlichen Mobilität ist der PKW mit 92% der Verkehrsleistung das mit Abstand am meisten genutzte Verkehrsmittel.

Gesamtemissionen Mobilität: In der Gesamtbilanz zeigt sich vor allem die Entwicklung der Dienstfahrten in einer Zunahme der CO2-Emissionen seit 2011 um 3%. Die Beschäftigungsbefragung stützt dieses Ergebnis, indem sie einen nur geringen Umsetzungsgrad der Maßnahmenvorschläge aus 2012 bescheinigt. Da im Gebäudebereich im gleichen Zeitraum größere Einsparungen erzielt werden konnten, vergrößert sich der Anteil der Mobilität an den Gesamtemissionen von 12% auf 18%.

Rahmenbedingungen und Management

Strukturelle Rahmenbedingungen: Die Evangelische Kirche von Westfalen ist traditionell dezentral organisiert. Die Gemeinden bilden die Grundlage und die wichtigste Organisationsebene der EKvW. Sie verwalten und finanzieren ihre Gebäude autonom. Dies geschieht hauptsächlich auf ehrenamtlicher Basis. Dabei werden die Kirchengemeinden in Teilen von den Bau- und Liegenschaftsabteilungen der Kirchenkreise und dem Referat Bau-Kunst-Denkmalpflege der Landeskirche unterstützt. Es bestehen derzeit keine direkten Eingriffsmöglichkeiten der Landeskirche zur Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes, wohl aber erfolgreiche Instrumente zur beratenden Unterstützung (Der Grüne Hahn, KIRCHE+KLIMA, Zukunft Einkaufen, …)

Finanzielle Rahmenbedingungen: Seit dem Anfang der achtziger Jahre ist die Zahl der Mitglieder der EKvW rückläufig. Mittelfristig muss mit geringeren Einnahmen aus Kirchensteuern gerechnet werden. Der Einspardruck in den Kirchengemeinden führt zu knapperen Ressourcen sowohl in der Gebäudebetreuung als auch im Bauunterhalt. Der Schrumpfungsprozess, mit dem sich die EKvW konfrontiert sieht, macht eine Umstrukturierung ihrer Gebäudesubstanz hin zu mehr Suffizienz und Effizienz nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch aus finanzieller Notwendigkeit, unumgänglich. Die auch in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnenden Ehrenamtlichen in der Gemeindearbeit müssen in ihren Aufgabenbereichen von Kirchenkreisämtern und Landeskirchenamt bestmöglich unterstützt werden

Energiemanagement: Eine zumindest jährliche Verbrauchsauswertung ist grundlegend für die Steuerung von Klimaschutzmaßnahmen in den Kirchengemeinden. Eine jährliche Verbrauchserfassung und -auswertung sollte prioritär möglichst flächendeckend eingeführt werden. Derzeit wird die Datenerfassung allerdings in nur noch 38% der Kirchengemeinden durchgeführt. Mit dem Grünen Datenkonto steht allen Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen in der EKvW kostenlos ein internetbasiertes Webtool für das Energiemanagement zur Verfügung. Da die notwendige Begleitung der Verantwortlichen in den letzten Jahren nicht gewährleistet werden konnte, wird das Grüne Datenkonto derzeit kaum genutzt. Aufgrund der begrenzten Personalsituation in den Gemeinden ist eine automatisierte Datenerfassung anzustreben.

Datenmanagement: Die Beschaffung gebäude- und energierelevanter Daten ist der Grundstein für ein wirksames Energiecontrolling in der EKvW. Es ist essenziell, dass alle Beteiligten einen einfachen Zugang zu den vorhandenen Gebäudeinformationen erhalten. Sowohl für die Gebäudeverantwortlichen der Kirchengemeinden als auch für die unterstützenden Stellen in den Kirchenkreisämtern und dem Landeskirchenamt, ist dies derzeit nicht gewährleistet. Es fehlt zum einen die Informationspflicht der Beteiligten, zum anderen fehlen genügend Fachleute in den Kirchenkreisämtern und dem Landeskirchenamt, die die notwendige Beratungsleistung in den Kirchengemeinden bieten können.

Fazit

Auch wenn das Klimaschutzziel 2020 – nicht zuletzt durch Corona bedingte Einflüsse – wahrscheinlich erreicht ist, braucht es noch große Sprünge bis zur Klimaneutralität 2040. In den meisten Kirchengemeinden wurden kaum Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept gezielt umgesetzt. Die erreichten Reduktionen wurden ausschließlich im Teilbereich Gebäude erzielt. Im Teilbereich Mobilität wurde das angestrebte Minderungsziel verfehlt. Ganz sicher gilt, dass die Anstrengungen für wirksamen Klimaschutz in der EKvW zukünftig deutlich verstärkt werden müssen. Ein „Weiter-So“ würde nicht nur bedeuten, dass die ambitionierten eigenen Klimaziele der EKvW bis 2040 deutlich verfehlt würden, auch ließe sich so kein messbarer Beitrag zur Erreichung der UN-Klimaschutzziele und damit einer Begrenzung der globalen Klimaerhitzung leisten. Zu eben diesem hat sich unsere Kirche aber verpflichtet.