München, 13. Juli 2021. Wie verändern Klimaschutz und die Covid-Pandemie die Mobilität der Deutschen? Welche Veränderungen erwarten sie – und welche wollen sie? Der Mobilitätsmonitor 2021, eine repräsentative Bevölkerungsumfrage des Instituts für Demoskopie (IfD) Allensbach im Auftrag von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, liefert Antworten. Die Erhebung zeigt, dass viele Menschen gravierende Veränderungen im Mobilitätssystem erwarten und auch fordern, aber einigen Entwicklungen nach wie vor zurückhaltend gegenüberstehen.
Die Ergebnisse der Umfrage erläutert Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach und acatech Senatorin: „Der großen Mehrheit ist bewusst, dass die Klimaschutzmaßnahmen die Rahmenbedingungen für ihre Mobilität verändern werden. Die Wünsche, wie sich die Rahmenbedingungen entwickeln sollten, fallen jedoch deutlich anders aus als die Erwartungen. Viele befürchten Einschränkungen, hoffen jedoch, dass stattdessen der technologische Fortschritt und intelligente Verkehrskonzepte die Lösung bringen.“
Klimaschutz: Für die Mehrheit die größte globale Herausforderung
Klimaschutz ist durch die Pandemie nicht aus dem Bewusstsein der Bevölkerung verdrängt worden, sondern wird als die größte globale Herausforderung gesehen. Auch wenn die Mehrheit skeptisch ist, ob es gelingen wird, den Klimawandel in den Griff zu bekommen, fordert ein Großteil der Bevölkerung intensive Anstrengungen. Besonders wichtig sind in den Augen der Bürgerinnen und Bürger der Schutz der Regenwälder (74 Prozent), internationale Vereinbarungen (72 Prozent) und Emissionsvorgaben (61 Prozent) für die Industrie – aber auch Veränderungen bei der Energienutzung und der Mobilität. 60 Prozent halten schadstoffarme Antriebssysteme für einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. 57 Prozent finden die Verlagerung des Güterverkehrs auf Schienen- und Wasserwege wichtig und ebenso viele Menschen sprechen sich für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs aus. Stabil geht gut ein Drittel der Bevölkerung davon aus, dass die Bekämpfung des Klimawandels Einschränkungen der individuellen Mobilität erfordert. Eine Mehrheit hofft, dass der technologische Fortschritt dazu beiträgt.
Elektromobilität: Eine Mehrheit erwartet ihren Hochlauf, eine Minderheit will ihn
Angesichts der strengen Emissionsvorgaben der Politik, massiver Fördermaßnahmen für alternative Fahrzeuge und der zunehmenden Ausrichtung der Hersteller auf E-Mobilität haben sich die Vorbehalte gegenüber der Elektromobilität kaum verändert. Wie im Vorjahr kommt für 24 Prozent der Bevölkerung die Anschaffung eines E-Autos in Betracht, bei einem Hybrid-Fahrzeug sind es 31 Prozent. Abschreckend wirken in den Augen der Bevölkerung Anschaffungskosten (69 Prozent), Reichweite (67 Prozent), ein gefühlter Mangel an Ladestationen und lange Ladezeiten (66/60 Prozent) sowie Zweifel an der Umweltverträglichkeit (58 Prozent). Thomas Weber, Vizepräsident acatech, sieht eine Kluft zwischen der Mehrheitsmeinung und den technologischen Fortschritten: „Bei der Entwicklung umweltfreundlicher Fahrzeuge sind wir technologisch viel weiter als es vielen Menschen bewusst ist. E-Autos gelten noch immer als Kurzstreckenfahrzeuge, was der Realität aufgrund größerer und leistungsfähiger Batterien längst nicht mehr entspricht. Die Ladeinfrastruktur wächst in Deutschland im privaten, öffentlichen und gewerblichen Bereich, wird aber von vielen als unzureichend bewertet. Eine wichtige Aufgabe der kommenden Jahre wird sein, die Lücke zwischen technologischem Fortschritt in der Mobilität und Akzeptanz in der Bevölkerung zu schließen. Das bedarf einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Beteiligten.“
Digitalisierung und Vernetzung: Die Bevölkerung sieht Licht und Schatten
Die Mehrheit verbindet die zunehmende Digitalisierung in Fahrzeugen mit mehr Komplexität. Dies sehen vor allem die älteren Generationen so. Aber auch bei unter 30-Jährigen überwiegt die Überzeugung, dass Autos komplizierter und weniger nutzerfreundlich werden. Gleichzeitig sieht die Mehrheit viele Vorteile in der Vernetzung. Insbesondere die Informationen über Verkehrsstörungen (65 Prozent), alternative Routen (64 Prozent), freie Parkplätze (55 Prozent) schätzen viele Menschen und erwarten, dass sich vor allem die Sicherheit im Straßenverkehr verbessert. 56 Prozent glauben, dass Daten die Verkehrssicherheit signifikant erhöhen und dass sie den Verkehrsfluss verbessern (57 Prozent). Sieben von zehn Befragten verbinden jedoch mit der Digitalisierung und Vernetzung auch Gefahren durch Datenmissbrauch und Cyberattacken.
Über den Mobilitätsmonitor 2021
Die Untersuchung stützt sich auf 1.027 Face-to-Face-Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre und schließt inhaltlich und methodisch an die Studie von 2019 und 2020 an, so dass zahlreiche Trendanalysen möglich sind. Die Interviews fanden im Mai 2021 statt.