Mehr Umbau statt Bau-Turbo

Kirchliches Netzwerk „Eine Erde“ kritisiert neues Baugesetz: Neubau löst Wohnungsnot nicht und gefährdet Klima sowie Zusammenhalt

Das ökumenische Netzwerk Eine Erde“ reagiert enttäuscht auf das neue „Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung“, das der Bundestag vergangene Woche beschlossen hat. Statt eines echten Kurswechsels im Wohnungsbau setze die Bundesregierung weiterhin auf Neubau – und ignoriere damit die ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen unserer Zeit.

„Wir sind maßlos enttäuscht“, sagt Astrid Hake, Referentin des Netzwerks in Hamburg. „Obwohl gerade der Gebäudesektor seine Klimaziele seit Jahren verfehlt, setzt die Bundesregierung nicht auf ressourcenschonenden Umbau und Nutzung des Bestands, sondern heizt den Neubau weiter an.“

Das Netzwerk „Eine Erde“, dem über 120 Landeskirchen, Bistümer, Akademien, Gemeinden und Hilfswerke angehören, fordert stattdessen „mehr Umbau statt Neubau. Bestehender Wohnraum müsse besser genutzt und an heutige Bedürfnisse angepasst werden. Das sei nicht nur klimafreundlicher, sondern schaffe auch schneller bezahlbaren Wohnraum, belebe Ortskerne und stärke das soziale Miteinander.

Schätzungen zufolge könnten durch Umbauten, Wohnpartnerschaften und Untermiete allein in Deutschland jährlich rund 50.000 zusätzliche Wohnungen entstehen. Das neue Gesetz verpasse jedoch die Chance, solche Modelle gezielt zu fördern oder das Bauen im Bestand zu priorisieren. Stattdessen drohe eine weitere Zersiedelung und Verschärfung der Flächenkonkurrenz zwischen Landwirtschaft, Energiewende und Wohnungsbau.

Das Netzwerk fordert, leerstehende oder teils ungenutzte Gebäude – etwa Einfamilienhäuser – stärker für gemeinschaftliches Wohnen zu öffnen. Dafür brauche es lokale „Wohnlotsen“, die gemeinsam mit Kommunen und Initiativen Lösungen entwickeln, um vorhandenen Raum effizient zu nutzen.

„Es gibt viele erfolgreiche Projekte, die zeigen, wie Umbau sozial und ökologisch gelingt“, so Hake. „Was fehlt, ist die systematische Förderung solcher Initiativen und eine gesetzliche Grundlage, die Umbau einfacher macht – etwa eine bundesweite Muster-Umbauordnung.“

Diese wird bereits von Architects for Future und der Bundesarchitektenkammer gefordert. Sie wäre, so Hake, „der wahre Umbau-Booster, den wir von der Politik erwarten“.

Das Netzwerk „Eine Erde“ setzt sich als Zusammenschluss kirchlicher Einrichtungen für einen sozial-ökologischen Wandel in Kirche, Gesellschaft und Politik ein.

Weitere Informationen: www.netzwerk-eine-erde.de