Der rheinische Präses Thorsten Latzel hat eindringlich dazu aufgerufen, konsequent gegen den Klimawandel anzugehen. „In der Vernichtung von Tier- und Pflanzenarten, in der Vermüllung der Meere, in der Abholzung von Regenwäldern, in der Veränderung des Klimas sehen wir, wie grundverkehrt unsere alltägliche Lebensweise ist“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland am Mittwoch vor der digital tagenden rheinischen Landessynode. „Unsere Aufgabe ist es, in unserem Lebensbereich Gottes Schöpfung nicht weiter zu zerstören und zu ihrer Bewahrung beizutragen: Nicht länger Bock, sondern Gärtner im Garten Eden sein.“
Die Kirche müsse auf allen Ebenen glaubhaft und konsequent ökologisch handeln, betonte der oberste Repräsentant der zweitgrößten Landeskirche mit gut 2,3 Millionen Mitgliedern. Dies sei notwendig „für uns, für unsere Mitwelt wie für die Glaubwürdigkeit unseres Redens von Gottes Schöpfung“. Trotz aller bisher ergriffenen Maßnahmen gehöre die Kirche nicht zur Spitze der Klimaschutz-Bewegung, räumte Latzel ein. Daher wolle die rheinische Synode jetzt „mutige und zukunftsweisende Schritte beschließen“. Das Kirchenparlament will zum Abschluss seiner Tagung am Donnerstag konkrete Maßnahmen verabschieden, um bis 2035 klimaneutral zu werden.
Die Hochwasserkatastrophe im Juli, die „viele Epizentren“ im Bereich der rheinischen Kirche gehabt habe, werde nicht die letzte Flutkatastrophe gewesen sein, warnte Latzel: „Die Dichte von Extremwetterlagen nimmt zu. Der Klimawandel hat schon jetzt ein Gesicht bekommen. Und wir stehen erst am Anfang.“
In den Flutgebieten habe er „Verwüstungen gesehen, wie ich sie mir persönlich nicht vorstellen konnte“, berichtete der 51-jährige Theologe, der seit einem Jahr an der Spitze der rheinischen Kirche steht. „Unser Synodenort Bad Neuenahr etwa wurde zu einer einzigen großen Trümmerlandschaft.“
Die Erfahrungen in den betroffenen Gemeinden hätten seinen persönlichen Glauben bleibend verändert. Es gebe ein neues Maß an Verletzlichkeit des einzelnen Menschen und der Gesellschaft.
Er habe aber auch faszinierende Nähe und Hilfsbereitschaft erlebt, die rheinische Kirche unterstütze die Betroffenen etwa mit Notfallseelsorge, einem Flutbüro und regionalen Teams, sagte Latzel. Nach dem Abzug der Ersthelfer und dem Start erster Hilfsprogramme habe die Bearbeitung der Traumata jedoch erst begonnen. Rund 150.000 Menschen seien allein im Ahrtal von der Flut betroffen, schätzungsweise 15.000 von ihnen hätten eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt und viel Hilfe stehe noch aus.
Zu den zentralen kirchlichen Aufgaben in den kommenden Jahren gehörten daher nachgehende Seelsorge, diakonische Beratung und eine „heilende Erinnerungskultur“, sagte der Präses und versprach: „Wir lassen die Menschen nicht allein.“ Das christliche Reden von Gott entstehe auch „aus tätiger Liebe angesichts von Leid“, betonte Latzel.
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- epd-West igl pat