2. Preis Westfälischer Schöpfungspreis

Ev. Kirchengemeinde Friedrichsdorf, Gütersloh: „Unser Friedhof lebt“

In erster Linie geht es um die Freude an Gottes schöner Schöpfung und um den Erhalt und die vorsichtige Zurückgewinnung von Lebensräumen für Pflanzen, Tiere und Menschen. Wir wollen mit der Insektenwiese und allen anderen Projekten in Sachen Umwelt- und Klimaschutz zum einen selbst aktiv werden, zum anderen Anstöße in die Gemeinde und den Stadtteil hinein geben.

Die Wiese ist ein bedeutsames artenreiches Biotop und stellt den Lebensraum für viele Wildbienen, Schmetterlinge und ihre Raupen dar. Durch die bäuerliche Landwirtschaft waren früher Wiesen als selbstverständliche Biotope in unserer Kulturlandschaft einfach da; das ist heute in der modernen Landwirtschaft nicht mehr der Fall. Eine Rasenfläche besteht nur aus wenigen Arten und wird häufig gemäht. Sie ist als Lebensraum für die meisten Insekten nicht nutzbar. Wenn seltener gemäht wird, haben Insekten bessere Bedingungen, CO2- Ausstoß, Abgase und Lärm verringern sich – ein kleiner Beitrag zum Klimaschutz.

Die Projektwiese auf unserem Friedhof soll sich wie eine traditionelle Mähwiese entwickeln. Kräuter und Gräser dürfen zur Blüte kommen und bieten Nahrung und Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren. Gemäht wird je nach Aufwuchs nur 1-2 Mal pro Jahr. Besucherinnen und Besucher können so wieder Gräser und Pflanzen im Rhythmus der Jahreszeiten sehen und erleben. Zusammen mit den verschiedenen begleitenden Maßnahmen und Aktionen wollen wir ein positives und schönes Signal gegen die Ausdünnung der Artenvielfalt und den Verlust an Lebensfreude und Qualität setzen.

Im Einzelnen haben wir uns folgende Ziele gesetzt: Die Erhöhung des Nahrungsangebotes für verschiedene Tierarten (insbesondere Insekten), die Schaffung von Strukturen für Insekten, die Erhöhung der Pflanzenartenvielfalt, Nahrung für Insekten im Spätwinter/Frühjahr anbieten und die Berücksichtigung optischer Aspekte, um die Akzeptanz der Friedhofsbesucher/innen zu erlangen. Weniger mähen und Entzug von Nährstoffen: Es wird nur noch zwei- bis dreimal im Jahr gemäht. Das Mahdgut wird abgefahren, um der Fläche Nährstoffe zu entziehen. Auf Düngung wird verzichtet.

Pflanzaktion: Wir pflanzten insektenfreundliche Zwiebelpflanzen, und zwar jeweils 2000 Krokusse, Blausterne und Winterlinge. Die Pflanzaktion fand zusammen mit vielen engagierten Ehrenamtlichen statt. Im Frühjahr 2019 wurde ein Blühstreifen mit einer Größe von 50 qm angelegt. Zuvor wurde die Rasenfläche tief vertikutiert und somit optimal vorbereitet. Wildbienen-Nisthilfen und Bienenstöcke: Drei Nisthilfen bieten inzwischen
Nistmöglichkeiten für Wildbienen. Bereits nach kurzer Zeit siedelten sich Rote Mauerbienen und Scherenbienen an. Ein Imker hat inzwischen Bienenstöcke mit Honigbienen am Flächenrand aufgestellt. Wissenschaftliche Dokumentation: Um zu ermitteln, wie erfolgreich die durchgeführten Maßnahmen sind, führen wir verschiedene Erfassungen durch. Die Entwicklung bzw. Veränderung der Vegetation wird mit Unterstützung des kreiskirchlichen Umweltreferates wissenschaftlich dokumentiert.