Evangelischer Kirchenkreis legt umfangreiches Klimaschutzkonzept vor

Haben das Klimaschutzkonzept auf den Weg gebracht und damit die Diskussion im Kirchenkreis eröffnet (von links): Karl-Heinz Conradi, Heinz Limberg, Superintendent Dr. Manuel Schilling und Professor Hans-Ulrich Hensche.

Evangelischer Kirchenkreis Soest-Arnsberg: Gemeinden werden mitgenommen

Von Hans-Albert Limbrock

SOEST/ARNSBERG – Niemand, es sei denn er ist zufällig Präsident der Vereinigten Staaten, wird ernsthaft bestreiten, dass Klimaschutz bei fast allen Überlegungen auf dieser Erde oberste Priorität haben muss. In dieser Beziehung ist es nicht 5 vor 12, sondern leider schon ein paar Minuten später.

Aus diesem Grund hat der Evangelische Kirchenkreis Soest-Arnsberg dem Klimaschutz schon auf seiner Synode 2019 oberste Priorität gegeben und es für 2020 zum Schwerpunkthema erklärt. In einer Arbeitsgruppe wurde inzwischen ein zwanzigseitiges Klimaschutzkonzept erarbeitet, das nun in die verschiedenen Gremien und damit in die Diskussion gegeben wird.

Das Redaktionsteam mit Professor Hans-Ulrich Hensche und den Umweltbeauftragten Heinz Limberg (Lippstadt) und Karl-Heinz Conradi (Ense-Bremen) hat dieses Papier im September 2020 dem Superintendenten Dr. Manuel Schilling vorgelegt. Der zeigt sich beeindruckt: „Das ist ein äußerst innovatives Konzept, das uns im gesamten Kirchenkreis in Sachen Klimaschutz deutlich nach vorne bringen wird, weil es konkrete Handlungsempfehlungen enthält, die für die Kirchengemeinden, aber auch für die Verwaltungseinheiten relativ einfach umsetzbar sind.“

Schilling ist zuversichtlich, dass das Konzept auch an der Basis des Kirchenkreises positiv aufgenommen wird. „Der gesamte Prozess lebt von der Schwarmintelligenz unserer über 100.000 Gemeindeglieder. Die werden dafür sorgen, dass sich an vielen Orten etwas tun wird und diese vielen Ideen umgesetzt werden.“ Dazu gehört zum Beispiel auch, dass man sich in den Gemeinden Gedanken machen muss, welche Gebäude man noch braucht und wie man sie sinnvoll nutzt.

Für Heinz Limberg, der federführend das Projektteam leitet, ist es wichtig, dass hier nichts übergestülpt werden soll: „Unser Konzept ist nicht technologisch, wir heben nicht den Zeigefinger, sondern wollen anregend und empfehlend sein und appellieren damit an die Eigenverantwortung der verschiedenen Gruppen, indem wir fünf unterschiedliche Handlungsfelder aufzeigen.“

Diese gliedern sich in die Bereiche: Gebäude, Mobilität, Beschaffung, Kirchenland und Bewusstseinsbildung. Zu allen fünf Punkten hat das Klima-Team Vorschläge erarbeitet, um die Zielsetzung Klimaneutralität mittelfristig zu erreichen. Die Landeskirche hat hier einen Zeitraum bis 2040 vorgegeben.

Professor Hensche, der über viele Jahre an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest im Bereich Agrarwirtschaft gelehrt hat, ist zuversichtlich, dass es gelingt, die Gemeinden und auch die Pfarrerschaft ins Boot zu holen: „Das vorgelegte Konzept ist ein strategischer Ansatz, ein erster Baustein. Es ist aber auch eine große Chance, auf Gruppen zu zugehen, die nicht kirchlich; die sogar eher kirchenfern sind und trotzdem bei der Umsetzung mithelfen wollen.“

Bereits im vergangenen Jahr hat man im Kirchenkreis begonnen, ein Mobiltätskonzept umzusetzen. Inzwischen wurden 30 E-Bikes für Pfarrer*innen sowie kirchliche Mitarbeiter angeschafft. Allein im Jahre 2017, so hat Limberg ausgerechnet, sind die Pfarrerinnen und Pfarrer dienstlich eine Gesamtstrecke von 461.000 Kilometern gefahren. Die durchschnittlich gefahrene Strecke lag bei den Pfarrern im Kirchenkreis Arnsberg bei rund 8.500 Kilometern, im Kirchenkreis Soest bei 3.200 Kilometern: „Das ergibt für das Jahr 2017 einen CO2-Verbrauch von 100 Tonnen.“ Die Pedelecs sind ein wirkungsvoller Ansatz die CO2-Emission ganz erheblich zu minimieren.

Inzwischen liegt eine erste Bilanz vor: Insgesamt wurden 34.000 km mit dem Rad gefahren – die Spitzenreiter schafften es auf 4 – 5 Tsd Kilometer.

Klar ist auch, dass das Klimaschutzkonzept seinen Preis haben wird, wenn es denn die erhoffte Wirkung zeigen soll. Wie groß letztlich die Summe sein wird, die man für die Umsetzung bereitstellen muss, ist derzeit noch in der Diskussion. Ganz oben auf der Wunsch- und Prioritätenliste steht ein eigener, hauptamtlicher Klimaschutz- und/oder Umweltschutzexperte im Kirchenkreis sowie ehrenamtliche Kräfte in den Kirchengemeinden.

Zusätzlich zur Diskussion auf der kommenden Herbstsynode soll das Klimaschutzkonzept im nächsten halben Jahr in den Regionen mit den Kirchengemeinden erörtert und beraten werden, sodass schließlich zur Sommersynode 2021 ein verabschiedungsreifes Konzept, was von einer großen Mehrheit mitgetragen werden kann, vorliegt. Karl-Heinz Conradi: „Wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen, brauchen wir in jeder Gemeinde jemanden, der oder die sich um dieses Thema kümmert.“ Und Limberg ergänzt: „Umwelt- und Klimaschutz gibt es nicht umsonst. Je länger wir das vor uns herschieben, umso teurer wird es am Ende – für uns für die nachfolgenden Generationen.“

»Hier finden Sie das Klimaschutzkonzept vom Kirchenkreis Soest-Arnsberg