Die Zeit ist jetzt – Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Beschluss der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland

„Die Synode sieht mit Sorge, dass sich nach neuesten Berechnungen des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) die Erderwärmung deutlich schneller vollzieht als bisher angenommen. Zugleich bleiben die globalen Anstrengungen bei der Reduktion von Treibhausgasen weit hinter den Zusagen des Pariser Klimaabkommens zurück.

Die Extremwetter der zurückliegenden Jahre haben auch in Deutschland das Bewusstsein für die katastrophalen Folgen des Klimawandels geschärft. Die Synode fühlt sich den Menschen in den betroffenen Regionen verbunden und dankt allen, die sich im Sommer mit praktischer Hilfe und seelsorgerlicher Begleitung engagiert haben.

Die Synode begrüßt, dass Bundesregierung und Parlament das Klimaschutzgesetz deutlich verbessert haben, und ermutigt die politisch Verantwortlichen, den Weg zur Klimaneutralität mit mutigen Entscheidungen weiter zu beschleunigen. Die Richtschnur dafür hat das Bundesverfassungsgesetz mit seinem historischen Urteil zum Klimaschutz gesetzt. Das grundrechtliche Prinzip, dass die Freiheit zukünftiger Generationen nicht durch heutige Unterlassungen elementar eingeschränkt werden darf, nimmt auch uns als Kirchen in die Pflicht.

Die Synode dankt allen, die sich in den Gemeinden und übergemeindlichen Gremien für Schöpfungsverantwortung und wirksame Schritte zur Reduzierung der Treibhausgase engagieren. Auch die Selbstverpflichtung der Diakonie Deutschland zur Klimaneutralität bis 2035 ist ein wichtiger Meilenstein.

Beachtliche Erfolge in einzelnen Landeskirchen, Kirchenkreisen und Gemeinden dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit den bisherigen Anstrengungen die gemeinsam beschlossenen Klimaziele der EKD insgesamt erheblich verfehlt wurden. Ein „Weiter so“ kann es deshalb nicht geben. Es braucht große zusätzliche Anstrengungen, vor allem aber verstärkte Formen der Kooperation und Verbindlichkeit, um den Rückstand aufzuholen und das unverzichtbare Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.

Die Synode bittet den Rat der EKD, die Kirchenkonferenz, die Gliedkirchen und das Kirchenamt der EKD, bis zur 3.Tagung der Synode im November 2022 eine datenbasierte Roadmap für einen verbindlichen EKD-weiten Prozess zur Klimaneutralität bis 2035 zu erarbeiten. Eine solche Strategie sollte jährliche Etappenziele mit verbindlichen Überprüfungs- und Anpassungsmechanismen beinhalten und in den Instrumenten das gesamte Erfahrungswissen aus den Gliedkirchen und anderen gesellschaftlichen Bereichen zur Geltung bringen. Auch die Ausarbeitungen der Forschungsstelle der Evangelischen Studiengemeinschaft e. V. (FEST) (z. B. Treibhausgase und Klimaneutralität, November 2021) sind dabei einzubeziehen und ein geeigneter rechtlicher Rahmen soll gesucht werden.

Das Präsidium der Synode wird gebeten, in Absprache mit dem Ausschuss Kirche, Gesellschaft und Bewahrung der Schöpfung auf der 3.Tagung der Synode im November 2022 eine solche abgestimmte Klimastrategie zur Diskussion und Beschlussfassung vorzulegen.“

Bremen, den 10. November 2021

Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich

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