Diakonie: Energiepreise drängen Haushalte ans Existenzminimum

Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) befürchtet, dass die steigenden Energiekosten und die Gasumlage viele Haushalte an den Rand des Existenzminimums drängen.

Vorstand Christian Heine-Göttelmann forderte am Donnerstag in Düsseldorf weitere Unterstützung für einkommensarme Haushalte von der Bundesregierung und Solidarität von Haushalten, die finanziell gut dastehen. Die Dringlichkeit zeige sich etwa in den Anfragen an die diakonischen Schuldnerberatungsstellen in NRW.

Hilfsgesuche zu Miet- und Energiekosten seien seit Sommer 2021 deutlich gestiegen, erklärte die Diakonie RWL. Das sei einer der ersten sichtbaren Hinweise auf eine sich verstärkende soziale Schieflage. Während der Anteil dieser Beratungsanfragen bei den diakonischen Schuldnerberatungsstellen in NRW im Spätsommer 2021 noch bei rund elf Prozent gelegen habe, sei er im März 2022 bereits auf knapp 43 Prozent gestiegen. Die Zahlen stammen aus Online-Umfragen der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV).

Heine-Göttelmann mahnte, die 300 Euro Energiepauschale für Erwerbstätige reiche nicht aus: „Solidarität heißt jetzt, für Geringverdiener, Sozialhilfeempfänger und Rentnerinnen einzustehen.“ Mit der Pauschale würden auch Haushalte unterstützt, die eigentlich keine Hilfe bräuchten. Die „oberen Prozent der Gesellschaft“ sollten sich nun solidarisch zeigen und „Abstriche machen.“

Die Referentin für Schuldner- und Insolvenzberatung Petra Köpping drang zudem auf Moratorien für Strom- und Gassperren. Zudem müssten konkrete Ansprechpartner für Notfälle von Energieversorgern und Wohnungsgesellschaften benannt werden.

So könnten die Beratungsstellen schnell verbindliche Vereinbarungen für ihre Klienten erzielen. Dringend nötig sei zudem eine Erhöhung der Regelsätze. „Nur so haben Sozial- und Arbeitslosengeldempfänger die Chance, die gestiegenen Energiepreise zu bezahlen, ohne sich zu verschulden“, sagte Köpping. Die steigenden Lebenshaltungs- und Energiekosten würden auch Teile der Mittelschicht in Bedrängnis bringen.

epd-West nf pat