Verantwortung

Die Evangelische Kirche von Westfalen hat sich verpflichtet, alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auszuschöpfen und ihren Beitrag dafür zu leisten, dass wir die UN­ Klimaschutzziele erreichen. Wir begreifen das als eine Aufgabe, die uns die zukünftigen Generationen stellen und als Ausdruck der Dankbarkeit für die Güte und Schönheit der Schöpfung. Wir sind beauftragt und begabt, sie zu bewahren. Es kann uns gelingen, unsere Klimaziele zu erreichen, wenn wir in unserer Gesellschaft in dieser Frage alle an einem Strang ziehen. Und: Es ist allerhöchste Zeit.

Dr. h. c. Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen

Die Folgen des Klimawandel – ob Dürren oder Starkregenereignisse – häufen sich, in Deutschland und weltweit. Klimaveränderungen sind in vielen Regionen die Hauptfluchtursache. Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts von März 2021 fordert ein deutlich höheres Ambitionsniveau im Klimaschutz und stellt auf eindrucksvolle Weise die Gerechtigkeit zwischen den Generationen in den Vordergrund.

Als Kirche wie auch als Institut gestalten wir den anstehenden gesellschaftlichen Transformationsprozess politisch mit. Das IKG ist von Beginn an in der Klimaallianz Deutschland und im Klimadiskurs NRW aktiv. Die Klimaallianz ist ein Bündnis von Kirchen, Entwicklungsorganisationen, Umwelt- und Sozialverbänden, Gewerkschaften, Verbraucherschutzorganisationen und Jugendverbänden. Das Signal, das von der Gründung ausging hat auch heute noch große Bedeutung: Konsequenter Klimaschutz, fairer Interessensausgleich wird nicht nur von den „üblichen Verdächtigen“ – eingefordert,  sondern neben der jungen Generation auch von einem breiten Bündnis großer zivilgesellschaftlicher Organisationen in der Mitte der Gesellschaft.

Seit mehr als 20 Jahren bringen mit Unterstützung des IKG viele Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen den Klima- und Umweltschutz voran: mit der aktuellen Klimaschutzstrategie EKvW 2020, dem kirchlichen Umwelt- und Energiemanagementsystemen, mit dem Grünen Hahn und im Beschaffungsbereich mit unserer Initiative Zukunft einkaufen. Die Klimaschutzstelle der EKvW im IKG arbeitet an der Neuausrichtung der Klimaschutzstrategie der EKvW mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2040. Klimafasten ist von der EKvW ausgehend zu einer viel beachteten bundesweiten Bewegung geworden, in der Kirchen ihre alte Suffizienztradition des Fastens mit politischem Engagement für die Schöpfung verbinden. Die Aktion fand 2021 bereits zum siebten Mal statt – diesmal in 12 Ev. Landeskirchen und 4 kath. Diözesen.

FAQ KLIMASCHUTZ IN UNSERER KIRCHE

Was sind das Klimaschutzziel der Evangelischen Kirche von Westfalen?

Schon vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, im November 2019, hat die Evangelische Kirche von Westfalen auf ihrer Synode ihr Klimaversprechen abgegeben. Das erklärte Ziel: Klimaneutral bis 2040. Wir wollen als Kirche unseren konsequenten Beitrag dazu leisten, dass das 1,5 Grad-Ziel noch erreicht wird. Das Institut für Kirche und Gesellschaft ist die Koordinierungsstelle für den kirchlichen Klimaschutz und engagiert sich im Auftrag der Kirche für eine ambitionierte Energie- und Klimapolitik in NRW und auf der Bundesebene. Die Entscheidung aus Karlsruhe hat uns in unseren Bemühungen, dieses Ziel zu erreichen, nochmals bestärkt.

Warum engagiert sich die Evangelische Kirche von Westfalen politisch für Klimaschutz?

Wir können nur gemeinsam eine starke Stimme für Klimaschutz in unserer Gesellschaft bilden: Als ein breites Bündnis großer zivilgesellschaftlicher Organisationen aus der Mitte der Gesellschaft können unsere Forderungen nicht einfach ignoriert werden. Unsere Positionen, Diskurse, Kampagnen und Proteste sind aufgrund der Pluralität unserer Mitgliedorganisationen unmöglich zu ignorieren, geschweige denn kleinzureden.

Was hat sich seit Fridays for Future konkret in der Evangelischen Kirche von Westfalen bewegt?

Indem die landeskirchliche Klimaschutzstelle wiederbesetzt werden konnte und ein externes Gutachten zur Treibhausgasbilanz und notwendigen Maßnahmenpaketen erstellt wurde, gelang es 2020 die Grundsteine für einen Kurswechsel im westfälischen Klimaschutz zu legen. Dem Gutachten folgte ein breit angelegter Dialog in allen Ebenen der Landeskirche, welcher bis heute fortgeführt wird. Dabei wurde das interne Netzwerk von verantwortlichen und interessierten Klimanetzwerkern kontinuierlich ausgebaut. So wurde unter der Leitung von Landeskirchenrat Dr. Jan-Dirk Döhling der Runde Tisch Klimaschutz etabliert. In einer kleineren Arbeitsgruppe entwickeln Vertreter des Instituts für Kirche und Gesellschaft gemeinsam mit Verantwortlichen des Landeskirchenamtes einen Vorschlag für die Herbstsynode, wie neue Verbindlichkeiten in der Evangelischen Kirche von Westfalen praktisch umgesetzt werden können.

Auch auf Kirchenkreis-Ebene bewegt sich derzeit einiges: Das etablierte Gremium der Konferenz der Umweltbeauftragten vereint erstmalig Synodalbeauftragte aus 25 Kirchenkreisen und bildet damit ein engmaschiges Netz zwischen den westfälischen Kirchenkreisen und der landeskirchlichen Ebene. Als erster Kirchenkreis hat Soest-Arnsberg in seiner Synode ein eigenes Klimaschutzkonzept verabschiedet. In Gütersloh wurde ein Runder Tisch Klimaschutz unter Mitwirkung des Superintendenten gegründet. Erste Kirchenkreise sondieren die Möglichkeit, eine*n eigene*n Klimaschutzmanager*in einzustellen.

Gibt es eine Bilanz über die Erreichung der Klimaschutzziele?

Die Treibhausgas-Emissionen im Bereich Gebäude und Mobilität wurden erstmals im Jahr 2009 bilanziert und im Jahr 2019 fortgeschrieben. Die Bilanz bezieht sich, wie auch die der Bundesregierung, auf das Jahr 1990 und wird in der Veröffentlichung „EKvW klimaneutral 2040 – Bilanz und Impulse“ zusammengefasst.

Wie werden Kirchengemeinden und Kirchenkreise bei der Umsetzung der Klimaschutzziele unterstützt?

Die Landeskirche bietet mit ihrem Expertenpool im Fachbereich Nachhaltige Entwicklung Ansprechpartner für einen großen Teil der Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Außerdem pflegen wir innerkirchliche und externe Netzwerke in Politik und Gesellschaft und betreiben auf diese Weise Lobbyarbeit für die Nachhaltigkeit. Wir entwickeln und begleiten Projekte, die auf Gemeindeebene verwirklicht werden können. Programme wie Zukunft Einkaufen, der Grüne Hahn und Klimafasten dienen den engagierten Kirchengemeinden und Institutionen als Werkzeuge für ihre individuelle Klimaschutzarbeit.

Welche Rolle spielt die Qualifizierung der Handelnden in Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und Landeskirche?

Das Institut für Kirche und Gesellschaft, indem der Arbeitsbereich Nachhaltigkeit in der EKvW verankert ist, legt als Erwachsenenbildungszentrum naturgemäß einen Hauptschwerpunkt in die Qualifizierung der Haupt- und Ehrenamtlichen in der Gemeindearbeit. Wir organisieren nicht nur selbst Seminare und Tagungen, sondern tun dies auch in Kooperation mit anderen Landeskirchen und Bistümern und stehen für Gastvorträge und Besuche in den Kirchengemeinden zur Verfügung.

Welche Maßnahmen werden in der EKvW ergriffen, um den Energiebedarf in kirchlichen Gebäuden zu minimieren?

Die EKvW unterstützt schon seit langem ihre Kirchengemeinden mit individueller Beratung, dem Umweltmanagementsystem der Grüne Hahn und engmaschiger Netzwerkarbeit. Mit der Erstellung des Bilanz- und Impulspapiers zur Klimaneutralität 2040 geht die EKvW heute ihrer Verantwortung nach, einen Kurswechsel einzuleiten, weil ein „Weiter-So“ nicht mehr möglich ist.

Eine Aufwertung der kreis- und landeskirchlichen Ebenen beim Themenkomplex Klimaschutz kann eine Schlüsselrolle spielen bei dem Versuch, Kirche klimafit zu machen. Für wirksamen Klimaschutz brauchen wir eine solide Finanzierung, einheitliche Standards und eine transparente Kommunikation. Ein Ansatz könnte ein kirchliches Klimaschutzgesetz sein, beispielsweise nach Vorbild der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland oder der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Beide Landeskirchen haben bereits Klimaschutzgesetze mit unterschiedlichen Finanzierungsmodellen verabschiedet. In der Nordkirche setzt man schon seit dem Jahr 2014 auf eine Zweckbindung von 0,8% der Zuweisungen in Kirchenkreisen und Landeskirche. In Berlin hingegen wurde im vergangenen Jahr eine CO2-Steuer verabschiedet. Egal um welches Finanzierungsmodell es sich handelt: Investitionen von heute werden dabei als Gestaltungsspielräume von morgen verstanden. Diese Sichtweise unterstütze ich voll und ganz.

Erdüberlastungstag am 2. August

Berlin, Bonn (epd). Der globale Erdüberlastungstag fällt in diesem Jahr auf den 2. August. Der kommende Mittwoch markiere den Zeitpunkt im Jahr, bis zu dem die Menschheit so viele Ressourcen von der Erde beansprucht hat, wie alle Ökosysteme im gesamten Jahr erneuern können, teilte die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch am Mittwoch in Berlin und Bonn mit.

Die Berechnung wird laut Germanwatch jedes Jahr vom Global Footprint Network durchgeführt. Der deutsche Erdüberlastungstag war bereits Anfang Mai. Vergangenes Jahr fiel der globale Erdüberlastungstag (englisch: Earth Overshoot Day) auf den 28. Juli. 2021 hatte sich der Tag durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den 22. August nach hinten verschoben. In den 70er Jahren lag der Tag wegen des geringeren Ressourcenverbrauchs noch im Dezember.

Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals nannte es „immerhin erfreulich, dass die Überlastung seit einigen Jahren kaum noch zunimmt und in diesem Jahr sogar ganz leicht abnimmt“. Trotzdem würden seit mehr als 50 Jahren die natürlichen Ressourcen der Erde ununterbrochen jedes Jahr übernutzt. „Die Menschheit lebt, als hätte sie 1,7 Erden zur Verfügung“, kritisierte er. Würden alle Länder so wirtschaften wie Deutschland, wären sogar drei Erden nötig. Bei den Berechnungen werden nach Angaben des Netzwerkes zwei rechnerische Größen gegenübergestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen, zum anderen der Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen.

Quelle: epd-West

Kirchenkreis Münster lässt Gebäudestand auf Nachhaltigkeit prüfen

Münster (epd). Der Evangelische Kirchenkreis Münster will den Klimaschutz intensivieren. Auf der Sommersynode in Münster wurde unter anderem beschlossen, den Gebäudebestand unter Berücksichtigung nachhaltiger, ökumenischer, sozialräumlicher und kommunaler Gesichtspunkte vornehmen zu lassen, wie der Kirchenkreis mitteilte. Damit beauftragt wird demnach die Agentur „D:4. Büro für Kirche und Kultur“ in Berlin.

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